Und nicht nur das, sondern wir freuen uns auch über unsere Leiden, weil wir wissen, dass Leiden Ausdauer erzeugt, und Ausdauer erzeugt Charakter, und Charakter erzeugt Hoffnung, und die Hoffnung lässt uns nicht zuschanden werden, weil die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde.
Römer 5:3-5

Jeder, der schon einmal einen Physiotherapeuten besucht hat, weiß, dass der Heilungsprozess unseres Körpers mit einer Menge schmerzhafter Massagen, Biegungen, Streckungen und möglicherweise sogar Nadeln verbunden ist. Kürzlich wurde ich an diese Tatsache erinnert, als ich dem Physiotherapeuten einen Besuch abstatten musste. Die meiste Zeit des Termins musste ich auf die Zähne beißen, um den unerträglichen Schmerz der angespannten Muskeln zu ertragen, die immer wieder gedrückt wurden. Aber als ich ging, fühlte ich mich wie ein neuer Mensch.

Niemand will leiden. Und doch hat und wird jeder Mensch auf dieser Erde Leid erfahren.

Wenn wir leiden, neigen wir dazu, den Schmerz zu ignorieren. Wir hoffen, dass die Verleugnung uns die Erleichterung bringt, nach der wir uns so verzweifelt sehnen. Aber genau wie bei unserem körperlichen Schmerz wird der emotio- nale oder psychologische Schmerz, wenn wir ihn ignorieren, schlimmer und breitet sich in andere Bereiche unseres Lebens aus, so dass wir gezwungen sind, ihn wahrzunehmen. Wir müssen unser Leiden wahrnehmen und nicht davor weglaufen.

In einer Predigt über das „Kreuz und Leiden“ (1530) schreibt Luther über die Art des Kreuzes, das wir tragen und erleiden, aber auch darüber, wie wir es tragen und erleiden sollen. Das heißt, das Leiden ist unvermeidlich, aber was wir mit unserem Leiden tun und wie wir damit umgehen, ist eine andere Sa- che. Er fährt dann fort zu sagen: „Unsere Lehre aber ist die, dass niemand sein Kreuz und sein Leiden vorschreiben oder wählen soll, sondern, wenn es kommt, es geduldig ertragen und erleiden soll“.

Ich kann die unmittelbare Reaktion fast hören: Leichter gesagt als getan.

Auch wenn die Lektüre und das Wissen um diesen Text in Römer 5 nichts vom Leid abnimmt, finde ich als Gläubiger Trost in der unbestreitbaren Tatsache, dass der Heilige Geist uns nicht allein mit unserem Leid lässt. Nein, Gott gibt uns durch sein eigenes Leiden Hoffnung und Perspektive. Inmitten und durch Ihr eigenes Leiden kann Gott ein Ergebnis von Ausdauer, Charakter und Hoff- nung hervorbringen.

Egal, wo du bist, nimm dir ein paar Minuten Zeit, um die Augen zu schließen und still zu werden. Wenn du bereit bist, bete dieses Gebet:
Gott gib mir die Gelassenheit, die Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann, den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, den Unterschied zu erkennen. Amen.

(Das Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr)

Pastorin Ingrid van Sittert