Die regelmäßig stattfindenden musikalischen Gottesdienste sind in den letzten Jahren zu einem festen Bestandteil des Gottesdienstangebots in unserer Gemeinde geworden. Sie haben das Anliegen, die christliche Botschaft einmal ganz anders zu verkünden, und zwar mit den Mitteln der Musik. Dazu bietet die große Tradition unserer evangelischen Kirchenmusik eine überaus reiche Auswahl an geeigneten Werken.
So hat am 13. April 2025 der erweiterte Kirchenchor unserer Gemeinde den Brauch, in der Passionszeit eine passende Passionsmusik darzubieten, fortgesetz. Es erklang – nun schon zum zweiten Mal – die Johannes-Passion von Heinrich Schütz. Dieses Werk gehört in die Tradition der sogenannten responsorialen Passion, nach der die Handlung der Leidensgeschichte, wie sie im Johannes-Evangelium geschildert wird, auf Solopartien für den Evangelisten,
Jesus und Pilatus und mehrstimmigen Chor für die Soldaten, Priester und die Volksmenge verteilt wird. Umrahmt wird das Werk von einem kurzen Eingangschor und einer Bearbeitung der Liedstrophe „O hilf, Christe, Gottes Sohn“ am Schluss. In seiner Vertonung, die sich allein auf den Text (Kapitel 18 und 19) des Johannes-Evangeliums beschränkt und auf Instrumentalbegleitung verzichtet, verwendet Schütz sparsame, aber eindringliche musikalische Mittel, um die ungeheure Dramatik und den tieferen Sinn des Geschehens darzustellen. Das Werk hat bis heute seine Wirkung nicht verloren.
Da durch plötzliche Erkrankung des Tenorsolisten die Rolle des Evangelisten nicht mehr gesungen werden konnte, hat Pastorin Christiane Simon diese Partie kurzerhand gelesen. Die Rollen des Jesus und des Pilatus wurden mit großer Einfühlung von Keaton Manwaring und Christiaan Bell gesungen. Diese ungewöhnliche Rollenverteilung hat der Aufführung einen besonderen Reiz gegeben. Der erweiterete Kirchenchor unter der Leitung von Winfried Lüdemann hat die zahlreichen Chorstücke (die Soldaten, die Priester, die Volksmenge) mit musikalisch sauberer Intonation und Diktion ausdrucksvoll interpretiert und damit der Darbietung den erforderlichen übergeordneten Zusammenhang gegeben. Pastorin Ingrid van Sittert stellte die Aufführung mit einem einleitenden Gebet und abschließenden Segen in einen gottesdienstlichen Rahmen. Mit dem Eingangslied „Jesu, deine Passion will ich jetzt bedenken“ wurde die Gemeinde gebührlich in die Handlung einbezogen. Die Aufführung wurde von einer großen Besucherzahl unterstützt und stieß auf gute Resonanz, die anschließend bei einem Glas Wein oder Kaffee und Kuchen zu anregendem Austausch vertieft werden konnte. An dieser Stelle sei allen Teilnehmern ganz herzlich für ihren großzügigen Einsatz gedankt. Winfried Lüdemann