“Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung.”
Kolosser 1, 15

Können wir uns Gott vorstellen? Dürfen wir denn überhaupt uns ein Bild von Gott machen? Die Bibel untersagt es ausdrücklich (Exodus 20, 4). Nun bleibt aber der Wunsch, mir irgendwie doch Bilder zurecht zu legen, die mir helfen, Gott zu verstehen und vorzustellen. Dieser Wunsch steckt tief in uns Menschen drin – er hat über die Jahrtausende auch dazu geführt, dass Menschen sich Bild- er von den Göttern machten – Götzenbilder, die sie verehrten und umtanzten – in der Hoffnung, diese Götter würden ihre Verehrung anerkennen und ihnen gnädig sein. Viel Unheil und Leid ist dann aber auch von diesen Vorstellungen von den Göttern ausgegangen: Gewalt und Machtmisbrauch geschahen im Namen dieser Götter – ja, auch des biblischen Gottes.

Darum ist der Monatsspruch für April so ein wichtiges Wort. Das Verbot, sich Bilder von Gott zu machen, bleibt gültig – aber wir haben ein „Ebenbild des un- sichtbaren Gottes“ in Jesus von Nazareth – in ihm wird uns gezeigt, wie Gott ist. Und das ist schockierend – denn bei diesem Jesus von Nazareth ist nichts, was wir normalerweise mit Göttern in Verbindung bringen, zu sehen. Er ist ein Mensch, arm und machtlos – keine prunkvolle Herrlichkeit strahlt von ihm aus, er ist gnädig und barmherzig – kein zürnender, strafender, wütender Herrscher – und seine Liebe gilt allen, vor allem denen, die am Rande stehen, die von dem religiösen Establishment nicht wahr- und angenommen werden. Und dass gerade diese schwache, leidende Erscheinung uns ein Bild gibt von dem „Erstgeborenen vor aller Schöpfung“, ist ein Skandal für alle Religionen – wäre es nicht an der Zeit, sich dieses Bild von

Gott einzuprägen? Vieles würde sich auch in unserem Umgang mit den Menschen von Grund auf ändern und auch uns selbst lernten wir neu sehen als die von diesem gnädigen Gott geliebte und angenommene Kinder.

Felix Meylahn